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Mein erster Ultra

Erster Ultramarathon in Rodgau; wie soll ich das nur hinbekommen? Diese Frage stellte ich mir erstmals schon vor Wochen, als sich mein Lauffreund und Trinkkollege Arno im Federweißendelirium für den Ultramarathon in Rodgau am 25.01.2014 anmeldete.

Gut vorbereitet? Pustekuchen! Seit dem letzten Marathon im Oktober letzten Jahres in München beliefen sich in der weiteren Vorbereitung die langen Läufe auf maximal 25 km. Angst vor Rodgau? Keineswegs, vielmehr Respekt! Ich erhielt ja gute Tipps von Niko, Harry und Wolfgang und es handelt sich ja um einen Rundkurs mit 5 km Runden, so das der Lauf ja auch jederzeit abgebrochen werden konnte. So die Überlegung.

Als ich Samstag früh aus dem Fenster schaute war ich erleichtert, denn bei uns hatte es weder geschneit noch geregnet. Schnee, was ist das auch? Also konnte dem 50iger ja überhaupt nichts im Wege stehen. Mal kräftig den Bauch mit Brötchen und Tee vollgehauen, denn die Tage vorher verbrachte ich das ein oder andere Minütchen auf dem stillen Örtchen aufgrund von Magenproblemen.

Um 7.15 Uhr kam Arno dann vorbei und nun ging’s nach Koblenz um Diana und Antje einzuladen. Der Fahrt nach Rodgau stand nichts im Wege; dachte ich. Nach gut 2/3 der Strecke drückte aber dann doch meine Blase und wir mussten eine kleine Zwangspause auf einem Rastplatz einlegen. Im Anschluss, zurück im Auto, fuhr mir erst mal die Seele aus dem Leib, denn dieses sprang nicht mehr an. Sollte etwa mein Toilettengang schuld daran sein, das Diana, Antje, Arno und ich nicht nach Rodgau kommen? Aber die Situation entspannte sich nach geschätzten 15 Minuten, als die Kiste dann noch ansprang. Gott sei Dank, es war alles ok. In Rodgau angekommen holten wir erst einmal unsere Startunterlagen ab. Alles kein Problem, denn die Organisation war vorbildlich. Und dann ab in die Turnhalle zum Umziehen und anschließend die kleine Wanderung zum Start.

Um 10.00 Uhr ging’s dann auf die Strecke. In meinem Leichtsinn hatte ich mir nicht nur vorgeholt, die 50 Km ohne Aufgabe abzureißen sondern auch eine Zeit von unter 5 Stunden hinzulegen. So sollte es sein! Nach dem ersten Wendepunkt kam mir Arno mit der Aussage entgegen „…du haste doch nicht mehr alle…“. Ich wusste genau was er meinte, denn bei uns ist es meistens so, das es nach dem Startschuss kein Halten mehr gibt und vorherige „Taktikabsprachen“ hinfällig sind.

Meine Pausen hatte ich mir im Vorfeld nicht sonderlich eingeteilt. Kann ich im nachhinein nach dieser peniblen Vorbereitung auf den Lauf gar nicht verstehen. Muss mir durchgegangen sein. So ergab es sich situationsbedingt; in jeder Runde einen Becher Tee und alle zwei Runden ein Stückchen Riegel. Das musste reichen. Mit einer Rundenzeit von 27-28 Minuten war ich ganz gut unterwegs. Doch das sollte anders werden. Kurze Pinkelpause in Runde 2. In Runde 3 wurde ich vom Führenden erstmals überrundet; Wahnsinns Tempo.

Bereits Anfang der sechsten Runde, also nach ca. 25 Km, waren die Beine schwer und ich habe das Laufen verflucht. Hinzu kam leider erschwerend, die Magenprobleme der Vortage gipfelten in einer kleinen „Brechpause“ (ich bitte um Entschuldigung). In dieser Runde flog auch Antje an mir vorbei und ich dachte nur, häng dich dran, diesen Motivationsschub brauchst du jetzt. Arno sah ich leider nicht mehr. Wie er später erzählte, stieg er nach 35 Km wegen Schmerzen im Fuß nach seiner Benderdehnung vor ein paar Wochen aus.

So langsam spürte ich jeden Knochen in meinem Körper. Von der Luft her hatte ich keinerlei Probleme, muskulär bekam ich nun die Quittung. Antje zog nach Runde 7 beschwingt ohne mich weiter. Das Tempo (auch wenn dies unmännlich klingt) konnte ich leider nicht halten. Die Achte Runde packte ich noch und zermarterte mir schon den Kopf, wie ich die anderen beiden denn noch durchhalten sollte. Das Rundentempo wurde merklich langsamer und mein Aufenthalt am Trinkstand von Runde zu Runde länger. Auch die Entsorgung des Bechers erfolgte zu Beginn noch im ersten und im weiteren Rennverlauf in immer weiter von der Verpflegungsstelle aufgestellten Mülleimern. Ich war einfach nur Platt und kämpfte gegen den inneren Schweinehund. "Leck mich am A…, was machst du hier!?“. An Aufgabe hatte ich allerdings niemals gedacht, auch wenn ich die letzte Runde gegangen wäre. Schlussendlich kam ich nach 10 Runden und 50 km mit einer Zeit von 4:39:55 ins Ziel. Mensch wie geil. Hier gab’s erst einmal ein schönes Malzbier. Da sah ich Antje. Sie war schon einige Minuten vor mir im Ziel (4:32:47). Sie umarmte mich herzlich und umsorgte mich Mütterlich. Alle Leiden waren vergessen und der Appetit kehrte auch zurück. Riegel und Äpfel, alles rein und dann in der Turnhalle noch ne Bockwurst und ein von Arno gesponsertes Mars. Das haste dir verdient. In der Halle trafen wir dann auch Diana, die morgens noch etwas wehleidig mit Rückenschmerzen im Auto saß, tiefstapelte und dann mal wieder wie gewohnt eine Bestzeit von 4:12:52 in den Wald brannte.

Den beschwerlichen Weg zur Dusche wollte ich nicht mehr auf mich nehmen und daher erst mal raus aus den feuchten Laufklamotten und rein in frische Kleidung. Um etwa 16.00 Uhr machten wir uns dann auf den Heimweg. Ruhige und entspannte Fahrt; dachte ich. So wie die Hinfahrt, so sollte auch die Rückfahrt wieder eine Zitterpartie werden. Arno hatte das schnelle Auto seines Bruders, der ihm wohl noch mit auf den Weg gab, das er sich tanktechnisch keine Gedanken machen müsse. Es sei wohl genügend Sprit drin. Leider ein Trugschluss, der uns nach der Hälfte der Strecke zwang, die Autobahn kurzfristig zu verlassen um nach einer Tankstelle Ausschau zu halten. Kein Witz, mit angezeigten 0!!! Restkilometern auf dem Tacho erreichten wir dann die erhoffte Spritoase; an schieben wäre nämlich bei mir nicht mehr zu Denken gewesen. Alles ging gut.

Zuhause angekommen, erst einmal die ersehnte heiße Dusche. Dann ein Weizenbier (mit Alkohol – das gehörte wie ich eingestehen muss, in der Vorbereitungszeit auch zum Trainingsprogramm, wie Arno jetzt sagen würde „en Dampmän’che oder Öbend’che gemacht“). Dann ab auf die Couch und die Beine hoch.

Fazit:
Das war der mit Abstand härteste Lauf, den ich jemals absolviert habe; allerdings mit Blick auf das Ergebnis und den erbrachten Trainingsaufwand mit Abstand die „effektivste“ Vorbereitung. Solch einen Lauf müsste ich aber nicht wieder haben; wobei, ich kenne Arno und mich ja …

Ein dickes Lob an den RLT-Rodgau, der wirklich einen tollen und super organisierten Lauf auf die Beine gestellt hat. Aber auch ein Danke an Arno, dem ich das Ganze ja letztendlich irgendwie zu verdanken hatte. Komm schnell wieder auf die Beine, denn die nächsten beiden Marathons stehen vor der Tür. Auch werden wir bei dem ein oder anderen Bier „en Dampmän’che oder bei nem Öbend’che“ mal darüber nachdenken, ob wir nicht auch mal einen Trainingsplan erstellen sollten nach dem Motto „Erst laufen dann saufen“ oder „Das Training des langen Laufs - eine überbewertete These“.

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