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nurgut1 
Marathoni




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Registriert seit: 18.02.2005
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   Erstellt am 21.06.2005 - 15:03 Beitrag zitieren Beitrag melden Beitrag verändernBeitrag löschen


Mein Wettkampfwochenende...


Das war es nun.
Mein Wettkampfwochenende.

Was ist alles passiert ?

Fangen wir mal kurz an:

Freitag:
Betriebsfest: Bis 18 Uhr bei Apfelschorle und einem Teller vegetarischer Kartoffelsuppe sauber geblieben.
Ab dann unsolide: Jede Menge Mixery und Würstchen und zum Abschluss noch so ein zwei Teller fettiger Gulaschsuppe....OK, von dem Extrapäckchen Zigaretten reden wir erst gar nicht......

Samstag:
Wasser gesoffen und die Nähe zur Toilette gesucht. Am deutschen Eck bei der Startnummernausgabe schon mal sämtlichen Dixi Klos persönlich „Hallo“ gesagt!
(Nett, warm und gemütlich....)
Nudelparty: Wucher! Für Nudeln im Plastikteller 4,50 € Motz!!!
Trost: Bananen Splitt mit Sahne im Eiscafe und noch zwei Portionen Nudeln zu Hause. Von dem Extrapäcken Zigaretten reden wir auch nicht.....

Sonntag:
TAG X!
Ich war nicht nervös. Ich habe meine Freundin schlafen gelassen und bin tapfer mit dem Fahrrad zum Bahnhof gefahren. Herrliches Wetter (So lau wie ich es schon vorausgesagt hatte....) Auf der Balduinbrücke kam mir schon der erste mit dem selben Beutel wie ich entgegen. Prima, dachte ich es gibt noch mehr verrückte. Richtung Bahnhof wurden das immer mehr. Bis ich dann meine gelben Gefährten gefunden hatte wusste ich das ich richtig bin. Ich wusste das war genau das was ich wollte. So nach 7 Monaten Training....

Ich habe mich drauf gefreut. Mit dem Zug hat ja gut geklappt. In Oberwesel scharrten wir uns alle um unsere Oberente und die Dixi Klos. (Wie das geht wusste ich ja schon ) Ab dann standen wir (Männer) nur noch an den „Hängen uns Pisten“ (O-Ton)

Tag X war da und Stunde X kam immer näher.
Was mir seltsam war ist das ich einfach nicht nervös wurde. Ich habe mich richtig drauf gefreut. Auch die Gedanken schaffst du es oder nicht die waren einfach weg. Ich konnte den Start nicht erwarten.
Dann ging es endlich los. Dich eingeschmiert an intimen und weniger intimen Stellen überquerten wir die Startlinie. Ein Gänsehautgefühl kam auf. Endlich war es so weit.

Bei dem Trubel war Monika und Gruppe schnell außer Sicht und ich hatte nur Klaus an meiner Seite um den Tritt zu finden. Die ersten Kilometer in 5:30 – 5:40 waren schon heftig. Dazu die übliche (aber gemeinschaftliche Pinkelpause) und es war schwer die gelbe Einheit zu finden. Es dauerte bis wir endlich bei unserer Gruppe waren. Es wurde warm und wärmer und der erste Durst kam auf. Am ersten Punkt klappte noch nicht so alles wirklich. Es wurde zwar immer besser aber als der ersten Station das Wasser ausging schwante mir fürchterliches. Dazu ein unfreiwilliges Duschbad meiner Schuhe und Füße machten es schon aufregend. Das permanente „Squwatsch“ meiner Füße nervte mich und ich hatte schon Bedenken das ich mir Blasen laufe....Scheiß Feuerwehr....(Zum Trost: Es ist nichts passiert....)

So liefen und liefen wir. Mal bei Monika mal dahinter mal wat weis ich wo.

Kilometer 10:
Alles OK ! 1:00 Stunde. Keine Probleme. Luft war da die Beine waren da und die Gruppe war auch da.....

Kilometer 20:
Wie KM 10 mit Durst und viel Schweiß
Boppard: Ab da kenn ich mich doch wieder aus... Der laaaaannngggeee Bogen der so ätzend ist...Aber endlich mal Stimmung an der Strecke. Das war geil. Das puschte. Mehr davon bitte. Am besten bis ins Ziel....
Ach, ja: Pinkeln! Die Frage vor dem Ortsausgang oder dahinter diskutierten Klaus und ich aus und haben uns für „vor“ entschieden. Dann auf dem langen Bogen 3,5 km gebraucht um die Gruppe wieder einzuholen. Der erste Hatte Probleme. Was tun? Dabei bleiben? Alleine weiter ? Wir hätten ihm alle gerne weiter geholfen. Aber wir hatten alle unser Ziel...
Also weiter....

Spay, Rhens.….

Kilometer 30:

Die Gruppe wird kleiner…. Monika, du die immer mit uns vorne dabei warst, warst auf einmal nicht mehr da. Auch andere zollten der Anstrengung Tribut. Ich merkte das erste Mal meine Beine. Krämpfe bahnten sich an. Ich dachte was machst du wenn das passiert ? Ich wollte meine Oberente fragen..... Aber es ging weiter. Ich habe versucht einen sauberen Schritt zu halten... Ab KM 32 in Stolzenfels war es echt schlimm. Aber ich hatte nie den Gedanken ans aufhören. Es lief immer noch. Mein Kaugummifaktor sagte mir das die Kondition reicht. Nur die Muskeln machen sich bemerkbar und das Knie!

Überall haben wir Schatten gesucht. Egal ob da Autos waren. Ab Stolzenfels wusste ich das ich es schaffe. An der Königsbach das erste bekannte Gesicht das auf mich wartete um mich anzufeuern. Ich wusste danach kommen all die anderen die auf mich warten. Die kann ich nicht mehr enttäuschen...

Dann das schlimme!
Die Gruppe war schon nur noch ein Häufchen. Als Gerd dann an der Laubach zusammenklappte ging mir das durch Mark und Bein. Ich hatte Angst. Es ging aber so schnell und Monika sage macht langsam weiter. Konnte ich nicht anders. Nur noch ein paar Kilometer laufen und dann habe ich es geschafft....

Zu viert kamen wir an den Stadtanfang von Koblenz. Ich hatte einen solchen Klos im hals das ich hätte heulen können. Noch heute macht mir das Gänsehaut.

Kilometer 40:

Meine Eltern stehen da. Ich heule die ersten Tranen. Zwei von uns sind am Ende. Aber wir sagen uns alle: Jetzt schaffen wir das und das gemeinsam. Nebeneinander laufen wir durch die Mainzer Straße. Mechanisch. Abwesend, Kaum ein Wort wird noch gewechselt. Wir genießen die Menge und kämpfen mit uns. Jeder für sich aber doch keiner mehr alleine.

2195 m noch....


die letzten Meter durch die Altstadt. Meddy mit Stand und Transparent. Es war wie im Trance. Wir schaffen es.
Als am Rhein meine Kinder da standen wusste ich es ganz sicher. Ich schaffe es. Mein Traum und mein Ziel werde ich erreichen.

Mit meinen beiden Kids an der Hand laufe ich die letzten Meter. Ich habe Krämpfe in den Beinen, Tränen in den Augen aber ich bin glücklich. Fremde Leute feuern mich mit Namen an.
100, 50, 10, 5 m ZIEL!
Ich bin da ! Ich habe es geschafft. Ich heule wie ein Schosshund und meine Kinder blubbern ohne Ende und ich verstehe kein Wort davon.
Ich bekomme meine Medaille umgehängt. Ich bin stolz, glücklich, zufrieden. Mir geht es gut ich habe es geschafft. Ein Ziel erreicht.

Ich komme langsam wieder zu mir. Das ruhig stehen bleiben fällt mir schwer...
Gehen, trinken, essen...
Langsam weis ich wo ich bin. Meine Kinder reden immer noch... (wo von nur?)
Meinen Triumph hatte ich !
Nun das danach.......

Bin ja froh das ich die beiden bei Muttern mal wieder abgeben kann. Schlange stehen in der Sonne für den Kleiderbeutel.
Dann endlich Schatten. Sitzen, (Rauchen!) ohne Zittern und in Ruhe.
SMS schreiben das ich da bin........

Luft holen, realisieren was ich da geschafft habe...

Ich lass mir Zeit.
Ich fahre mit dem Bötchen heim, laufe zu Fuß nach Hause. Ganz Stolz mit meinem Finischer Shirt.

Zu Hause:
Auspacken. Ruhe, Gänsehaut und noch mal Tränen. Ganz für mich alleine...
Dann bin ich eingeschlafen und pünktlich zum Feiern im Weindorf bin ich wieder da.


Da waren sie alle. Alle die es geschafft haben. Viele haben mir aber noch gefehlt.
Erfahrungen, Geschichten und Erlebnisse wurden erzählt.
Jeder hat sicherlich seine eigene Geschichte.
Das war meine.
Aber glaubt mir.
Tausend Dinge von diesem Tag habe ich vergessen hier aufzuschreiben. Aber ich werde sie immer in meinem kopf haben.

Ich weis es wird nicht mein letzter Marathon gewesen sein.
Ich würde mich freuen so viele wie möglich von Euch wieder zusehen.
Es hat mir viel gebracht mit Euch zusammen das erreicht zu haben.
Danke Monika und Dank an alle anderen

Euer

Michael





Signatur
Michael Geifes
Brenderweg 180
56070 Koblenz
mailto:mgeifes@freenet.de

ute 
Marathoni




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   Erstellt am 22.06.2005 - 10:21 Beitrag zitieren Beitrag melden Beitrag verändernBeitrag löschen


Danke für den tollen und ergreifenden Bericht.
Gerade für jemanden der auch gerne laufen wollte, ist es toll, diesen Live-Bericht zu lesen. So kann ich mir doch zumindest ein wenig vorstellen, wie es gewesen wäre - wenn!
Herzlichen Glückwunsch für die super Leistung!
PS: Die Medaille habe ich dir umgehangen, als du mit deinen zwei Kindern Hand in Hand durchs Ziel kamst - ich habe es sehr gerne getan.
Gruß Ute





Signatur
Ute Simon-Adorf; kontakt@simon-adorf.de; www.simon-adorf.de

nurgut1 
Marathoni




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Beiträge: 39
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   Erstellt am 22.06.2005 - 10:45 Beitrag zitieren Beitrag melden Beitrag verändernBeitrag löschen


Hallo Ute !
Erstmal muss ich sagen das es mich freut das mir mal einer antwortet. Auch das dir mein Bericht gefallen hat gefällt mir. Mir wird das schreiben hier echt fehlen.....
Dann finde ich es wirklich schade das du nicht mitlaufen konntest. Aber vielleicht steht für dich genau so fest wie für mich das ich das noch mal machen werde. Dann hast du beim nächsten Mal auch so einen Bericht hier stehen...

Was mir aber echt peinlich ist das ich nicht mehr weis das du mir die Medaille umgehangen hast.
Ich weis zwar noch wie das war aber mehr nicht. Ich hatte so mit meinen Tränen zu kämpfen und mit dem was sonst noch in meinem Kopf so passierte das ich das einfach nicht registriert habe. Hätte ich dich registriert dann hätte ich dich mal fest in den Arm genommen...
Also was ich damit sagen will ist das es nicht an dir lag.....

Danke! für die Medaille

Gruß

Michael





Signatur
Michael Geifes
Brenderweg 180
56070 Koblenz
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Nadine 
5 km - Läufer




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   Erstellt am 22.06.2005 - 16:29 Beitrag zitieren Beitrag melden Beitrag verändernBeitrag löschen


Hallo Michael!

Vielen Dank für diesen wirklich tollen Bericht.
Du hast genau die richtigen Worte gefunden!! Auch ich habe im Ziel Tränen vergossen, Tränen der Freude es wieder geschafft zu haben.

Ganz besonders war für mich die Medaille von Ute zu erhalten, ich hätte sie von keinem anderen haben wollen ! Danke Ute !!!!! Ich hätte mir von Herzen gewünscht mit Dir zusammen ins Ziel zu laufen, und Du hättest Sie Dir auch mehr als verdient !!!!

Ich hoffe wir werden uns nicht aus den Augen verlieren, dazu waren die Monate einfach zu schön.

Danke auch nochmal an das ganze Meddy´s Team, Ihr seid einfach super.

Genießt die Tage der Erholung, ich hoffe Ihr habt wenigstens wie ich auch ein wenig Muskelkater (bin die letzten beiden Tage die Treppen immer rückwärts runter gegangen.... der Schmerz geht, der Stolz bleibt

Liebe Grüsse

Nadine




ute 
Marathoni




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   Erstellt am 22.06.2005 - 18:20 Beitrag zitieren Beitrag melden Beitrag verändernBeitrag löschen


Danke Nadine!!!
Tut gut, denn irgendwie bin ich immer noch sehr traurig!

Da ich ja die feste Überzeugung habe, dass alles für irgendetwas gut ist, so konnte ich wenigstens drei Tage hinter die Kulissen schauen und mitarbeiten.
Für mein Bein war es etwas viel, doch für meine Seele konnte es gar nicht genug sein, dabei zu sein. Da die anderen Helfer alle von verschiedenen Vereinen da waren, musste ich als 'Single-Helferin' besondere Überzeugungskraft an den Tag bringen, dass ich auch meinen Platz an der Medaillenvergabe bekam. Doch du weißt ja selbst, wo ein Wille ist, ist oft auch ein Weg.

Vielleicht hätte ich dir unterwegs Kraft geraubt, so konnte ich dir im Ziel etwas Kraft geben - es war wunderschön, euch zu empfangen, wenn ich auch lieber...

Zurzeit kann ich es noch nicht lassen, immer wieder ins Forum zu gehen, als wenn der Countdown immer noch laufen würde - ein Zeichen dafür, dass es eine ganz besondere Zeit war.

Ich freue mich auf ein baldiges Wiedersehn und hoffe, bald mal wieder laufen zu dürfen.

Lieben Gruß und gute Regeneration.
Ute





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Ute Simon-Adorf; kontakt@simon-adorf.de; www.simon-adorf.de

Gerd 
Anfänger




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   Erstellt am 22.06.2005 - 18:48 Beitrag zitieren Beitrag melden Beitrag verändernBeitrag löschen


Mein Wettkampfwochenende verlief leider nicht so toll...
Nach drei Tagen im Krankenhaus geht es mir aber wieder gut!
Vielen Dank für die vielen netten Besuche und Anrufe, die mich wieder aufgebaut haben!!! Habe mich sehr darüber gefreut!
Herzlichen Glückwunsch an alle Finisher; ich hätte gerne mit euch zusammen das Ziel erreicht!

Gerd




nurgut1 
Marathoni




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   Erstellt am 23.06.2005 - 15:24 Beitrag zitieren Beitrag melden Beitrag verändernBeitrag löschen


Hallo Gerd!
An deine Schicksal muss ich fast genau so oft denken wie an meinen Zieleinlauf.
Das mit dir ist mir so tief hängengeblieben wie fast sonst nichts von der Strecke. Irgendwie erschreckt es mich heute immer noch. Es ist auch genau das was ich anderen erzähle was so passiert ist unterwegs. Ich fand das schlimm. Auch schlimm weil wir alle nicht wussten was wir tun sollten. Wir standen erst alle nur dumm um dich rum bis Monika sagte lauft langsam weiter. Es ist uns allen schwer gefallen das ohne dich zu machen.Ich dachte wir sechs schaffen das jetzt. Der Rest von 18!
tut mir leid das ich dich nicht besucht habe im Krankenhaus. Aber ich habe oft genug an dich gedacht. Ich jetzt eigentlich froh von dir zu lesen das es dir wieder gut geht. Ich hoffe sehr das dich diese Erfahrung nun nicht abschreckt es noch einmal zu versuchen. Du warst schon fast da!
Beim nächsten mal auch den Rest bitte!!

Bis dann!

Michael





Signatur
Michael Geifes
Brenderweg 180
56070 Koblenz
mailto:mgeifes@freenet.de

ute 
Marathoni




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   Erstellt am 23.06.2005 - 16:43 Beitrag zitieren Beitrag melden Beitrag verändernBeitrag löschen


Hallo Gerd,
schön dass du wieder zu Hause bist.
Ich kann dir nachfühlen, dass du gerne den Zieleinlauf genossen hättest!
Doch auch das, was du erlebt hast, hat seinen Sinn.
Du kannst aus Erfahrung mitreden, was alles passieren kann und somit anderen Läufern sehr wertvolle Tipps aus eigener Erfahrung mitgeben.
Auch das ist unbezahlbar und wirkt bei den Menschen mehr, als wenn man nur liest, was alles so passieren kann.
Ich weiß, dass diese Worte keine Medaille oder kein Finisher-Shirt ersetzen, vielleicht sind sie trotz allem ein kleiner Trost.

Lass dir die Zeit, die du brauchst, um wieder anzukommen.
Gruß Ute





Signatur
Ute Simon-Adorf; kontakt@simon-adorf.de; www.simon-adorf.de